Perlhütte ist eine Wohnsiedlung des Luftkurorts Waldmünchen im Naturpark Oberer Bayerischer Wald und landschaftlich sehr schön gegenüber dem Perlsee gelegen.
Es folgt die Geschichte der Perlhütte, wie sie im Waldmünchner Heimatboten Nr. 9/1984 zu lesen war:
Anläßlich einer Zusammenkunft von Glasfachleuten (Glassymposium) in Theuern bei Amberg wurde im Jahre 1980 bekannt, dass Dr. Helmut Wolf, im Auftrag des Bezirks Oberpfalz, mit seinen Mitarbeitern bei archäologischen Ausgrabungen in der Perlhütte Glaspatterln aus der Mitte des 18. Jahrhunderts gefunden hatte.
Philipp Apian, ein berühmter Mann seiner Zeit, beschrieb bereits 1658 bei seinen Streifzügen durch unseren Böhmerwald eine Paterlhütte. Auch eine alte Zeichnung von Waldmünchen aus dieser Zeit stammt aus seiner Feder.
In der Hütte, schreibt Apian, werden zum Gebetszählen Kügelchen geformt, in verschiedener Form und Größe. Ein einziger Arbeiter kann an einem Tage viele Tausend aus der Glasmasse herstellen. Die Paterln wurden zu Rosenkränzen aufgereiht; dabei ist das Vaterunser durch größere Perlen gekennzeichnet. Darum wurde diese "Gebetszählschnur" bald "Paternoster" genannt.
Im Jahr 1877 erscheint die Ortschaft "Glasperlenhütte" erstmals als Einöde im amtlichen Ortsverzeichnis von Bayern. Der Waldmünchner Geschichtsschreiber Franz Xaver Lommer gibt jedoch in seinen Chroniken keinerlei Hinweise auf diese Einöde: Obwohl Lommer gerade in dieser Zeit gelebt hat, weist er nur kurz darauf hin, dass die Glasperlenhütte in den 70ger Jahren eingegangen ist. Also muss die Hütte damals keinen großen Stellenwert mehr gehabt haben.
Im Jahre 1888 zählte man 2 Wohngebäude, mit 8 Einwohnern, während es 1904 nur mehr 7 Einwohner, 1928 gar nur mehr 6 Einwohner waren. In den dreißiger Jahren stellte die Stadt Waldmünchen in ihrem Besitz befindlichen Baugrund zur Verfügung. So entstanden im Jahre 1935 in einem Sozialprogramm des III. Reiches eine ganze Anzahl von Häuschen entlang der Straße nach Höll.
Als im Jahre 1945 nach Beendigung des II. Weltkrieges die völkerrechtswidrige Vertreibung der deutschen Bevölkerung jenseits der Grenze begann, war in Höll und Umgebung bald jedes Haus, jeder Raum und jedes "Kanapee" belegt. Im Zollhaus und im Schulhaus Höll richtete die Gemeinde behelfsmäßige Lager ein. Der damalige Landkreis Waldmünchen nahm 2000 Vertriebene auf. Ende 1947 lag die Zahl bei 30 % der Gesamtbevölkerung. Als in Höll der Schulbetrieb wieder begann, zählte die kleine Ortschaft an der Grenze 750 Einwohner; vorher hatte sie 280 Einwohner.
Allmählich zogen viele Flüchtlinge in das Innere des Landes. Ein großer Teil suchte in Waldmünchen eine Bleibe und baute sich mit staatlicher Hilfe ein eigenes Häuschen, manche in Waldmünchen selbst, viele in der Perlhütte, vor der alten Richtstätte, dem Galgenknock.
Die Menschen fanden Arbeit und Verdienst. In den Jahren 1953/1954 gelang es, die größten Flüchtlingslager aufzulösen und die Insassen in den ersten Neubauwohnungen, die die Stadt schuf, unterzubringen.
Bereits im Jahre 1966 zählt die Perlhütte 100 Hausnummern. Wer hätte das genau vor 100 Jahren gedacht, als die Patterlhütte einging, dass 100 Jahre später dort eine so stolze Siedlung entstehen würde? Im Jahre 1984 zählte die Perlhütte zehn Strassen, 107 Häuser und 360 Einwohner. Eine Siedlung, die ihre Blüte dem Fleiß und der Arbeitskraft seiner Bewohner verdankt.
Quelle: Waldmünchner Heimatbote Nr. 9/1984;
Text online veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung durch Herrn Hansjörg Schneider.
Die Ortschaft Perlhütte vom Böhmerkreuz aus gesehen (2009).